„Das rechte Maß“
Ablassen von der Gier, mehr zu besitzen
Kurt E. Becker im Gespräch mit Augustinus
Das Gespräch findet sich in „Der behauste Mensch“, Patmos Verlag 2021
Grundbedingung der Menschennatur
Kurt E. Becker im Gespräch mit Anicius Boethius
Das Gespräch findet sich in „Der behauste Mensch“, Patmos Verlag 2021
„Nichts zuviel“
Kurt E. Becker im Gespräch mit Carl Gustav Carus
Das Gespräch findet sich in „Der behauste Mensch“, Patmos Verlag 2021
Grundregeln des gesellschaftlichen Lebens
Kurt E. Becker im Gespräch mit Hedwig Dransfeld
Das Gespräch findet sich in „Der behauste Mensch“, Patmos Verlag 2021
Zur Gemeinschaft erschaffen
Kurt E. Becker im Gespräch mit Epikur
KEB: Herr Epikur – aus Ihrer Sicht: Was ist eine wesentliche Basis menschlichen Behaust-Seins?
Epikur: Die Natur hat uns zur Gemeinschaft erschaffen.
KEB: Lassen Sie uns unter diesen Gesichtspunkten über Ihre Einsichten für ein sozial glückliches Behaust-Sein miteinander sprechen. Mit dem Behaust-Sein geht doch immer auch eine nicht zu unterschätzende Verunsicherung einher?! Wie kann diese Verunsicherung überwunden werden?
Epikur: Der überwindet die Unsicherheit gegenüber seiner Umwelt am besten, der sich so weit als möglich mit ihr vertraut macht und, wo dies unmöglich ist, wenigstens sorgt, daß sie ihm nicht fremd ist. Mit allem aber, bei dem ihm nicht einmal dies gelingt, lässt er sich gar nicht ein und stützt sich nur auf das, was ihm hilft, sicher zu werden.
KEB: In diesem Zusammenhang sind Ihnen Recht und Gerechtigkeit wesentliche Bedingungen menschlichen Miteinanders zur Überwindung von Unsicherheiten.
Epikur: Gerechtigkeit an sich hat es nie gegeben. Alles Recht beruhte vielmehr stets nur auf einer Übereinkunft zwischen Menschen, die sich in jeweils verschieden großen Räumen zusammenschlossen und sich dahin einigten, daß keiner dem anderen Schaden zufügen oder von ihm erleiden soll.
KEB: Die Folgen eines Rechtsbruchs?
Epikur: Niemand kann sich darauf verlassen, daß er unentdeckt bleiben wird, wenn er gegen die Abmachung, einander nicht zu schädigen, heimlich verstoßen hat, auch wenn er bis dahin tausendmal unentdeckt bleibt. Denn er lebt bis zu seinem Tode in der Ungewissheit, ob er nicht doch entdeckt wird.
KEB: Das sind gegebenenfalls gehörige Belastungen, die der Einzelne mit sich rumschleppt. Darum empfehlen Sie stattdessen auch die Freundschaft als Basis glückseligen Behaust-Seins in Sicherheit.
Epikur: Die Fähigkeit, Freundschaft zu gewinnen, ist unter allem, was Weisheit zur Glückseligkeit beitragen kann, bei weitem das bedeutendste… Dieselbe Erkenntnis, kraft derer wir getrost sind, daß kein Schrecken ewig ist oder auch nur lange währt, lässt uns auch einsehen, daß uns inmitten der zeitlich begrenzten Schrecknisse die Freundschaft erst die richtige Sicherheit verleiht.
KEB: Ihre Empfehlung für eine gesunde Lebensweise, damit wir uns vor dem Schrecken des Krankseins schützen können?
Epikur: … die Selbstgenügsamkeit halten wir für ein großes Gut, doch nicht, damit wir uns unter allen Umständen am wenigsten genügen lassen, sondern damit wir mit wenigem zufrieden sind, wenn wir nicht viel haben. Dabei leitet uns die Überzeugung, daß der einen reichen Aufwand am stärksten genießt, der seiner am wenigsten bedarf, daß alles Natürliche leicht zu beschaffen ist, das Sinnlose aber schwer, und daß schließlich die schlichten Genüsse ebenso viel Freude bereiten wie der größte Luxus, wenn nur das Schmerzgefühl des Entbehrens nicht aufkommt. Womit also gemeint ist, daß schon Brot und Wasser, wenn man sie zuvor entbehrte, einen Hochgenuss bereiten können. Außerdem fördert die Gewöhnung an eine einfache, nicht üppige Lebensweise die Gesundheit, befähigt den Menschen, unverdrossen zu leisten, was das Leben von ihm fordert…
KEB: Last not least eine Empfehlung zur Daseinsvorsorge!
Epikur: Das Dasein des Weisen wird nur in nebensächlichen Dingen vom Zufall gestört, denn die wichtigen, wirklich bedeutenden hat seine Überlegung im Voraus geregelt, hält sie auch im Laufe der Zeit in Ordnung und wird sie immer in Ordnung halten.
KEB: Ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
Lernen, sich nach den herrschenden Sitten zu richten
Kurt E. Becker im Gespräch mit Adolph Freiherr Knigge
Das Gespräch findet sich in „Der behauste Mensch“, Patmos Verlag 2021
Was man ist, trägt viel mehr zu unserm Glücke bei, als was man hat
Kurt E. Becker im Gespräch mit Arthur Schopenhauer
KEB: Über Reichtum, Herr Schopenhauer, würde ich gerne mit Ihnen sprechen. Inwieweit ist der erstrebenswert für den hausenden und behausten Menschen auf unserer Erde? Sie selbst schätzen die Erhaltung von Gesundheit und die Ausbildung menschlicher Fähigkeiten weit höher ein als den Erwerb von Reichtum?
Schopenhauer: … was jedoch nicht dahin missdeutet werden darf, dass man den Erwerb des Nötigen und Angemessenen vernachlässigen sollte. Aber eigentlicher Reichtum, d. h. großer Überfluss, vermag wenig zu unserm Glück; daher viele Reiche sich unglücklich fühlen; weil sie ohne eigentliche Geistesbildung, ohne Kenntnisse und deshalb ohne irgendein objektives Interesse, welches sie zu geistiger Beschäftigung befähigen könnte, sind. Denn was der Reichtum über die Befriedigung der wirklichen und natürlichen Bedürfnisse hinaus noch leisten kann, ist von geringem Einfluss auf unser eigentliches Wohlbehagen: Vielmehr wird dieses gestört durch die vielen und unvermeidlichen Sorgen, welche die Erhaltung eines großen Besitzes herbeiführt.
KEB: Das hindert die Menschen nicht daran, Reichtum erwerben zu wollen.
Schopenhauer: Dennoch aber sind die Menschen tausendmal mehr bemüht, sich Reichtum, als Geistesbildung zu erwerben; während doch ganz gewiss was man ist, viel mehr zu unserm Glücke beiträgt, als was man hat.
KEB: Haben oder Sein? Erich Fromm hat das Thema viele Jahrzehnte nach Ihnen aufgegriffen.
Schopenhauer: Gar manchen daher sehen wir, in rastloser Geschäftigkeit, emsig wie die Ameise, vom Morgen bis zum Abend bemüht, den schon vorhandenen Reichtum zu vermehren. Über den engen Gesichtskreis des Bereiches der Mittel hiezu hinaus kennt er nichts: Sein Geist ist leer, daher für alles andere unempfänglich. Die höchsten Genüsse, die geistigen, sind ihm unzugänglich: Durch die flüchtigen, sinnlichen, wenig Zeit, aber viel Geld kostenden, die er zwischendurch sich erlaubt, sucht er vergeblich jene andern zu ersetzen.
KEB: Mit welcher Konsequenz?
Schopenhauer: Am Ende seines Lebens hat er dann, als Resultat desselben, wenn das Glück gut war, wirklich einen recht großen Haufen Geld vor sich, welchen noch zu vermehren, oder aber durchzubringen, er jetzt seinen Erben überlässt. Ein solcher, wiewohl mit gar ernsthafter und wichtiger Miene durchgeführter Lebenslauf ist daher ebenso töricht, wie mancher andere, der geradezu die Schellenkappe zum Symbol hatte.
KEB: Ich danke sehr herzlich für dieses erhellende Gespräch.
Den Reichtum erkläre ich nicht für ein Gut
Kurt E. Becker im Gespräch mit Seneca
Das Gespräch findet sich in „Der behauste Mensch“, Patmos Verlag 2021